Vogesen-Brevet

Start: Samstag, 24.05.2025, ab 5 Uhr
Länge: 409 km
Höhendifferenz: 4450 Hm
Maximalzeit: 27 h
maximal 90 Teilnehmer
Beleuchtung nach StVO und Warnweste sind Pflicht


Streckencharakter:

Durch einen knackigen Abstecher in die Höhen vor Freiburg können wir bei guter Sicht vorab schon mal einen ersten informativen Blick auf die weiteren Berge werfen, die uns erwarten: die südlichen Vogesen. Die ersten Vorbergpässe sind gut zu nehmen bevor wir uns dann einmal so richtig in die Höhe arbeiten: Der Ballon de Servance ist der Hauptanstieg bevor es auf der Westseite der Vogesen nur noch hüglig weitergeht. Auch den Hauptkamm überqueren wir auf nur 600 Metern, danach geht es bretteben durch die Rheinebene zurück und lediglich die Durchquerung des Kaiserstuhls sorgt noch einmal für etwas topographische Abwechslung und eine letzte Spitze im Höhenprofil.

Fast zwei Drittel der Höhenmeter liegen nach 160 Kilometer der Strecke schon hinter uns und so sollte man Geduld bewahren, die Sache ruhig angehen und die Berge so kraftsparend fahren wie es eben geht. Die gesparten Körner lassen sich in der zweiten, flacheren Hälfte des Brevets viel effizienter in Geschwindigkeit und damit natürlich auch Zeit umsetzen.

Für die Versorgung ist zu beachten, dass es in Frankreich nach 21:00 schon schwierig ist, noch etwas zwischen die Zähne zu bekommen, in der Nacht ist St. Dié (Km 305) bis 01:00 wohl die letzte Chance, danach muss man mit „Bordmitteln“ nach Freiburg zurückkommen. Ein Tip wenn´s mal eng mit Trinken werden sollte: In den meisten Friedhöfen in Frankreich ist im Eingangsbereich irgendwo ein Hahn mit Trinkwasser zu finden.
 
Streckenbeschreibung:

Das Geiersnest (820m) zeigt einmal mehr, welch landschaftliche Höhe- und Glanzpunkte schon in unmittelbarer Nähe von Freiburg zu finden sind. Das Sträßchen, eigentlich mehr ein Wirtschaftsweg, sollte man mal gefahren sein. Der Blick von der Passhöhe in Richtung Vogesen ist bei einigermaßen guter Sicht schlicht atemberaubend, bzw. suggeriert dies, da sich die Atemfrequenz von der Auffahrt wohl so schnell noch nicht beruhigt hat. Und wenn die Übersetzung schon mal an die Grenzen kam, dem sei zur Beruhigung gesagt: Die weitaus steilste Passage des gesamten Brevets liegt jetzt, nach 13 Kilometern, schon hinter uns.

Apropos Vogesen: Da wollten wir doch eigentlich hin!  Nach Westen blicken wir direkt rüber zum in genau gleicher Höhe gegenüberliegenden Col Amic (825m), unserem nächsten Ziel. Dazwischen spannt sich nur noch die von hier oben gar nicht so endlos scheinende Rheinebene. Aber erst mal steil runter nach St. Ulrich. Das Dorf mit der schönen Klosterkirche nehmen die Meisten auf der steilen Abfahrt wohl leider nur als Hindernis wahr, es hätte aber wahrlich verdient, etwas mehr beachtet zu werden. Auf kürzestem Weg kurbeln wir zum Rhein, den wir wieder mal bei unserem heißgeliebten Fessenheim  (das älteste AKW Frankreichs sollte übrigens schon 2016 abgeschaltet werden)  überqueren und schwupp die wupp sind wir am Vogesenrand.

Die Weinberge der Vorbergzone verpassen wir durch die Streckenänderung leider, dafür geht es direkt zu einem ersten Highlight in den Vogesen. Das fast einspurige Sträßchen auf den Col Amic (825m) läuft wie Butter und wird bleibende Erinnerungen hinterlassen. Allerdings nicht wegen der Schwere sondern durch Ruhe und Schönheit. Auch der Col du Hunsrück (748m) ist nicht zu verachten –  im unteren Teil bietet er herrliche Blicke zurück ins Tal und zur unverwechselbaren Gipfelsilhouette des Grand Ballon.

Stets wellig geht´s weiter über Giromagny zum Ballon de Servance (1158m). Aufgrund seiner Länge, den bis zu 10% steilen Rampen und dem miserablen Straßenbelag verlangt er uns Einiges ab. Der Weg führt uns bis knapp unterhalb des Gipfels auf die bewaldete, aussichtslose Passhöhe. Auch die Abfahrt auf dem winzigen Sträßchen ist äußerst ruppig und kein ungetrübtes Vergnügen – Leichtbau ist hier nicht die erste Wahl. Aber trotz allem werden hoffentlich die Meisten am Ende des Tages verstehen, warum wir uns aus den unzähligen Pässen und Anstiegen der Vogesen ausgerechnet diesen als Königsberg für unser Brevet ausgesucht haben.

Nach dem Col des Croix (680m), den wir von oben erreichen, geht´s erst mal wieder für ein paar Kilometer rauf und erst dann können wir es am Rand des "Plateaus der tausend Seen" weiter laufen lassen. Ebenso viele Naturliebhaber scheinen sich ihren Traum vom eigenen See mit Insel und Hüttchen, Ferienhaus oder Palästchen erfüllt zu haben und die meisten größeren Gewässer oder Tümpel sind privat und eingezäunt. Von der Straße aus ist das "Plateau des Mille Etangs" auch nicht zu überblicken. Erst ein Blick auf die Karte oder von oben lässt einen die Unzahl von Seen, Teichen und Tümpeln erahnen. Eine von Landwirtschaft geprägte, vom Tourismus weitgehend unbeachtete, zauberhafte Idylle mit den Vogesen im Hintergrund lädt dazu ein, sich eines Tages etwas näher mit ihr zu befassen.

Nun endgültig auf der flachen Südwestseite der Vogesen kurbeln wir auf kerzengerader Straße ins mittelalterliche Städtchen Luxeuil les Bains, das auch einen Blick mehr verdient hätte und weiter zum Wendepunkt der Tour, St. Loup sur Semouse. Man sollte Luxeuil les Bains (Km 200) bzw. St. Loup zehn Kilometer weiter nicht verlassen, ohne Magen und Vorratsbeutel gut gefüllt zu haben, denn die  nächsten hundert Kilometer bis St. Dié führen durch ländliches Gebiet in dem man Samstag nachmittags nicht mehr unbedingt damit rechnen kann, überall eine Einkaufsmöglichkeit zu finden bzw. noch etwas Essbares aufzutreiben.

Es geht zwar jetzt wieder rauf, erst mal recht gemächlich durch das liebliche Tal der Semouse. Auch die Fahrt aus dem Tal raus am Bächlein entlang ist pittoresk und der kleine Wasserfall mit dem Brücklein direkt an der Straße könnte der ideale Platz für ein Gruppenfoto sein, vielleicht nimmt sich ja der Eine oder Andere die Zeit für einen kleinen Halt. Das Ende der Hochfläche vor Xertigny (Km 241) bietet noch kurz einen steileren Abschnitt und schon danach könnte man sagen, der Käse sei gegessen, bzw. das Brevet so gut wie gefahren, da das Gelände nun kaum noch ernsthafte Schwierigkeiten bietet. Aber unterschätzen sollte man die letzten hundert Kilometer einer Langstrecke nie, das Gelände ist da nicht allein der entscheidende Faktor. Energiemangel, schwere Beine oder aufkommende Müdigkeit und Konzentrationsmangel können einem immer zu schaffen machen und so sollte man selbst auf auf den "letzten paar Kilometern" lieber mal eine kleine (Schlaf)Pause einlegen als die Sache auf Biegen und Brechen durchdrücken zu wollen.

Übrigens: In Xertigny gibt es ca. 1 Kilometer westlich des Stadtzentrums und Strecke Supermärkte, die bis 19:30 geöffnet sind.

In St. Dié des Vosges (Km 305) gibt´s zumindest in der Nähe zum Bahnhof ein paar Imbisse + Take-Aways, die bis 01:00 geöffnet haben, ansonsten sieht´s selbst hier, in einer der größten Städte der Vogesen, in Punkt nächtlicher Verpflegung mau aus.

Viele werden erstaunt sein, wie flach und unspektakulär man die Vogesen überqueren kann, wenn der Col d’Urbeis (602m) erst mal hinter uns liegt. Mit ein paar von den gesparten Körnern von heute Morgen könnte man dieses Pässchen mit unter 5% gleichmäßiger Steigung so richtig hochballern. Allerdings sollte man sich auch noch ein paar Kräfte für das sieben Kilometer lange steil-wellige Terrain, das sich nach der Abfahrt unerwartet anschließt, aufheben. Erst nach Kilometer 346 wird es bretteben.

Die Nationalstraße an Selestat vorbei sollte in der Nacht oder am frühen Sonntagmorgen kein Problem darstellen, außerdem ist zumindest nach Selestat ein breiter Radstreifen, der uns schnell zum Rheinübergang bei Sasbach  und in den Kaiserstuhl bringt, den wir am Vogelsang (383m) überqueren. Dann noch auf dem Radweg die Dreisam hoch und es ist vollbracht!

Wenn wir es bis 03:00 in den „Augustiner“ schaffen, können wir uns noch auf Kohlenhydrate in fester und flüssiger Form in trauter Runde freuen, ansonsten gibt´s halt in der Tanke gegenüber noch was bzw. die ersten Bäckereien in Freiburg machen dann auch schon wieder bald auf. Die Strecke führt ja direkt am Bahnhof vorbei (beim Intercity-Hotel geradeaus und dann links) und der Bäcker dort öffnet auch Sonntag früh um 05:00. Die Aussicht auf einen Kaffee dort ist evtl. einen Abstecher wert – allerdings sollte man nicht nur um diese Uhrzeit in Freiburg sein Rad besser im Blick behalten um nicht zum Schluss noch eine böse Überraschung zu erleben. Wir wünschen uns und allen Teilnehmern, dass das Vogesen-Brevet in guter Erinnerung bleibt!

Streckenänderungen vorbehalten