Die Brevetsaison ging dieses Jahr länger als gewöhnlich - zum ersten Mal machten wir uns auch im Oktober auf den langen Weg in die Provence. Nun aber ist bis Ende März Pause angesagt.
Für gewöhnlich - und so auch dieses Jahr - treffen wir uns ein letztes Mal im November, um Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen, Anekdoten zu erzählen, Pläne zu schmieden und einfach mal abseits der Straßen einen Plausch mit netten Menschen zu pflegen. Nebenbei gibt es an diesem Abend auch die Brevetkarten der Saison. Ob die Medaillen bereits verfügbar sein werden, ist noch nicht absehbar.
Der Stammtisch findet statt am Freitag, den 22. November, ab 19 Uhr im Augustiner.
Selbstverständlich sind auch alle eingeladen, die einfach nur neugierig sind, was Langstrecken anbelangt, und schon lange mal Leute aus der Szene treffen wollten!
Wie immer werden die Karten, so sie nicht persönlich ausgehändigt werden können, an die jeweiligen Finisher verschickt. Dies sollte in den darauffolgenden Wochen geschehen, sobald die Medaillen eingetroffen sind. Unter Umständen muss ich also um etwas Geduld bitten.
Also Datum im Kalender notieren und am 22. November reinschauen!
Ca. 25 Teilnehmer waren es, die sich am 9. Oktober ab vier Uhr in Freiburg versammelten, gespannt was da auf uns zukommen würde. Eine 1000-Kilometer-Strecke im Oktober ist auf jeden Fall gewagt: die Tage sind kurz und die Temperaturen nicht immer nur vom Feinsten. Zahlreiche Wetterberichte wurden verglichen - alle Gemeinsamkeiten auf einen Nenner gebracht, lauteten ungefähr so: Gegenwind am ersten Abend und eine Regenfahne über dem Hochjura, aber mit viel Glück würden wir mit einem blauen Auge davonkommen. Dem war leider nicht so.
Was wir am im französchisch-schweizer Grenzgebiet erlebten, waren Regenfälle und Orkanböen, die ein festes Dach über dem Kopf alternativlos machten. Erst zum Morgen hin ließen die Niederschläge nach, viel Zeit war bis dahin vergangen und verloren. Der zweite Tag war trocken und von leichtem Rückenwind geprägt, als es durch die Chartreuse und auf der Route Napoleon in Richtung Süden ging. Die Nachttemperaturen jedoch sanken extrem: bis zum Gefrierpunkt und im Gebirge auch darunter, will man der Anzeige auf dem GPS-Gerät glauben. Die vielfache Klamottenschicht ließ daran keinen Zweifel.
Und endlich goldenes Herbstwetter am dritten Tag, Südfrankreich von seiner angenehmsten Seite: sonnig, warm und malerisch schön. Die verlorene Zeit und die am letzten Tag ausufernden Höhenmeter ließen sich dadurch aber nicht neutralisieren. Am Ende schafften es nur acht rechtzeitig über die Ziellinie in Cotignac. Die Erlebnisse auf der Strecke werden aber wohl für jeden unvergesslich bleiben.
Der Plan klang vielversprechend: Im Oktober ein letztes Mal für diese Saison in die Alpen fahren und dann die Tour im Süden, mit einem Abstecher ans Mittelmeer, ausklingen lassen. Leider hat uns bei der Inspektion der Strecke die Realität eingeholt. Zwar hätte die Strecke einige Highlights zu bieten, vor allem natürlich den San Bernardino. Die Schattenseiten zeigten sich dann allerdings vor Ort. Dazu zählen endlose Kilometer entlang der Autobahn in Richtung San Bernardino, hohes Verkehrsaufkommen am Lago Maggiore, besonders aber schnurgerade Straßen in der Poebene - teilweise in desolatem Zustand - auf denen die Fahrzeuge in hoher Geschwindigkeit an den nur sehr selten anzutreffenden Radfahrern vorbeibrettern.
In der Abwägung der Vor- und Nachteile sind wir zum Schluss gekommen, dass wir eine ruhigere Strecke durchs Jura bevorzugen, die zwar nicht mit einem großen Alpenpass aufwarten kann, aber mit vielen pittoresken Landschaften. Einige Abschnitte bis zum Genfer See befahren wir zum ersten Mal. Südlich davon gibt uns das Brevet durch seine Länge viele Freiheiten, um uns auf verschlungenen Wegen allmählich der Provence anzunähern. Nach dem jetzigen Stand der Planung nehmen wir die Chartreuse mit ins Programm, im weiteren Verlauf den Col de la Croix Haute, das Durance-Tal, Digne, Castellane und etliche andere Schönheiten der Provence. Als kleines Bonbon gibt es noch einen Abstecher an die Mittelmeerküste.
Die Höhenmeter beider Strecken unterscheiden sich nur unwesentlich, zu rechnen ist mit etwa 11 000 - 12 000 Hm.
Wir sind überzeugt davon, dass wir so den Vorstellungen und Wünschen aller Teilnehmer viel eher gerecht werden. Zudem sollte die neue Strecke im Oktober wettersicher sein.
Achtung: Die Startzeit wird aufgrund der Streckenänderung vorverlegt. Wir starten nach dem gemeinsamen Frühstück um 4 Uhr um 5 Uhr morgens.
Im Augenblick gibt es noch ausreichend freie Plätze.
Mag sein, dass wir in einer Phase leben, wo man nur noch das Schlimmste befürchtet: Kriege ohne Aussicht auf ein Ende, die Erosion der Demokratie und der Klimawandel mit Regen, Regen und nochmals Regen. Am liebsten zieht man sich die Decke über den Kopf und bleibt im Bett. Wer dennoch zum Jura-Brevet am 8. Juni erschien, konnte zwei wesentliche Erfahrungen machen:
Insgesamt, so darf man nach 600 Kilometern sagen, war es kein leichtes Brevet, aber über weite Strecken auch eine Genussfahrt in kurz-kurz. Selbst in der Nacht auf 1000 Metern Höhe waren die Temperaturen wohlig warm, trotz gelegentlicher Schauer. Landschaftlich ist das Jura ohnehin spektakulär und immer einen Besuch wert. Wer am Samstagmorgen im Bett blieb, muss sich leider sagen lassen, dass es viel verpasst hat.
Und noch eine schlechte Nachricht für die Anhänger der männlichen Dominanz und frohe Nachricht für alle anderen: zum wiederholten Mal war es eine Frau, die mit großem Abstand ale Erste ins Ziel kam, dieses Mal vier Stunden vor dem zweiten Finisher. Chapeau!
Gefühlt war fast noch mitten in der Nacht, als sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Vogesen-Brevets zum Frühstück einfanden: zum ersten Mal fand der Start für die 400-km-Runde morgens um 5 Uhr statt. Und tatsächlich ließ sich der Morgen sehr gut an: Die Fahrt durch den Nebel Richtung Westen verlief unter dem verblassenden Vollmond und einem grandiosen Sonnenaufgang. Beste Voraussetzungen für diesen schweren Tag in den Vogesen.
Das Wetter wurde den geweckten Erwartungen jedoch nicht gerecht: nach und nach verdüsterte sich der Himmel, bis in der Vorbergzone die ersten Regentropfen fielen. So blieb es dann auch. Ein Schauer löste den anderen ab und die regenfreien Phasen reichten gerade aus, um die Trikots anzutrockenen.
Neu war auch die Gravel-Alternative: schwer und gespickt mit etlichen Rampen, aber über lange Distanz fast verkehrsfrei. Nach Meinung der Teilnehmer eine "Traumstrecke"... Wir werden sie nicht zum letzten Mal gefahren sein.
Zum Abend hin klarte der Himmel glücklicherweise wieder auf und die frühe Startzeit erwies sich als großer Vorteil: vielen blieb eine lange Nachtfahrt erspart. Und auf dem Weg nach Freiburg kam er wieder zum Vorschein, der fast noch volle Vollmond.